Die deutsche Botschaft

Ankunft in Tschechien und Besuch der deutschen Botschaft

Am Sonntag, den 23. September, ging es in aller Frühe mit dem Bus nach Prag. Nach 10 Stunden Busfahrt waren wir in Brandys nad Ladem angekommen und wurden von unseren Familien abgeholt.

Am nächsten Tag trafen wir uns um 8 Uhr in der Schule, um den Unterricht mit unseren tschechischen Austauschpartnern zu besuchen. Das war auf den ersten Blick interessant, da das Gebäude in dem das Gymnasium ist, nächstes Jahr 100 Jahre alt wird und etwas ganz anderes ist als unser neues Gebäude mit der modernen Einrichtung. Nach dem Unterricht gab es Essen in der Mensa, die ungefähr 200 Meter entfernt von dem Schulgebäude ist. Es gab Linsen mit Zwiebeln, was nicht jedem deutschen Schüler gefiel.

Nach dem Essen ging es auch schon mit dem Bus direkt nach Prag, wo wir etwas außerhalb ausstiegen und mit der U-Bahn weiterfuhren. Als wir endlich in Zentrumsnähe ankamen, gingen wir zur Deutschen Botschaft, wobei wir durch den Garten des tschechischen Senats kamen. Das ist ein sehr eindrucksvoller Garten mit tollen Brunnen und sogar freilaufenden Pfauen. Als wir bei der Botschaft ankamen, wurden ersteinmal unsere Pässe kontrolliert, um sicherzugehen, dass wir auch wirklich die waren, die zuvor von unseren Lehrern angemeldet wurden. Hier wurde es für einen Schüler spannend, da er tags zuvor sein Portemonaie auf einer Autobahnraststätte verloren hatte.

Doch als auch er durch die Sicherheitskontrolle gelassen wurde, wurde wir von den netten Führungsleitern der Botschaft empfangen und die Gruppe wurde in zwei Teile, den deutschen und den tschechischen Schülern, geteilt, damit die Tscheschen zuerst einen Film schauen konnten und wir durch den Garten der Botschaft gefürt werden konnten.

Im Garten der Botschaft befindet sich der Quo Vadis (lat. wohin gehst du), ein Trabi mit vier Füßen anstatt Rädern. Die Statue wurde von David Černý zu Ehren der DDR-Bürger entworfen, die bei ihrer Flucht aus dem Regime im Herbst 1989 ihre Trabis in Prag zurueckließen. Černý ist ein in Prag geborener Künstler, dessen berühmtesten Werke in Prag stehn und meist provokativ sind.

Als die tschechischen Schüler den Film fertig geschaut hatten verließen diese das Filmzimmer und wurden selbst durch den Garten geführt. Waehrenddessen schauten wir uns den Film an, der die Flucht der DDR-Bürger aus Deutschland in die Deutsche Botschaft in Prag dokumentierte. Der Film war nicht nachgestellt, sondern wurde in diesen Tagen aufgenommen. Er beschreibt sehr anschaulich, wie die Bürger nach einer oft langen Fahrt erschöpft in Prag ankamen und über den Zaun auf das Gelände der Botschaft kletterten. Man konnte sehen, dass sie ihr gesamtes Hab und Gut auf den Inhalt weniger Rucksäcke reduziert hatten und erleichtert auf dem Deutschen Staatsgebiet ankamen und somit der Freiheit einen großen Schritt näher waren. In diesen Tagen kamen bis zu 4000 Menschen auf das nicht für diese Zwecke ausgelegte Gelände der Botschaft und wurden vom Deutschen Roten Kreuz versorgt, welches Großraumzelte aufbaute und für zumindest eine warme Mahlzeit am Tag sorgte.

Am 30. September 1989 kam es aufgrund des Flüchtlingsansturmes zu einer Rede des damaligen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher, die er vom Balkon der Botschaft aus hielt. Dort verkündete er kurz vor 19 Uhr, dass den Anwesenden die Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden sei. Dies wurde mit tausendfachen Aufschreien und Jubel beantwortet und es begann kurz darauf die Ausreise über das Gebiet der DDR. Dies wurde mit Angst entgegengenommen, da eine Verhaftung der Bürger wegen Republikflucht befürchtet wurde. Dem war zu Glück nicht so und die Flüchtlinge hatten ihr Ziel erreicht.

Nach dem Besuch der Botschaft liefen wir noch durch das historische und sehr schöne Zentrum Prags, bis wir schließlich wieder in die U-Bahn stiegen und zum Bus und zurück nach Brandys fuhren, wo wir gegen 19 Uhr ankamen.

Julian und Mathieu