Das Referat von Dáša

Warum gerade Lidice?

* Die Tragödie von Lidice begann mit dem banalen Schluss einer Liebesaffäre.

Der verheiratete Vaclav Riha schrieb seiner Geliebten Anna Maruscakova einen Brief. Darin teilte er ihr mit, dass sie sich nach dem Attentat auf Reinhart Heydrich einige Zeit nicht sehen dürften. Schon früher hatte er ihr fälschlicherweise angedeutet, dass er mit dem Widerstand verbunden sei.

*Den Brief öffnete der Vorgesetzte von Anna, Fabrikant Pala, und übergab ihn der Gestapo.

Die verstörte Anna sagte bei dem folgenden Verhör aus, dass sie jener Riha beauftragt habe, Familie Horak aus Lidice viele Grüße von ihrem Sohn Josef auszurichten. Josef war mit seinem Freund Josef Stribrny seit dem Jahre 1939 verschollen und es gab einen stichhaltigen Verdacht, dass sie in die Auslandsarmee eingetreten waren (tatsächlich waren beide bei RAF-Truppen). Die Gestapo dachte, dass man den Attentätern auf der Spur sei. Dieser fatale Verdacht führte zu dem tragischen Schicksal des Dorfes Lidice, obwohl man kurz danach feststellte, dass es sich um eine falsche Spur gehandelt hatte.

Der 10. Juni 1942…

* Das Schicksal des kleinen Dorfes, in dem 503 Einwohner lebten, nahm am 10. Juni 1942 ein paar Stunden nach Mitternacht seinen schrecklichen Verlauf. Die Ereignisse, die dort damals stattfanden, zeigt ein Dokumentarfilm, den die Vollstrecker des Verbrechens selbst aufnahmen. Es handelt sich zwar um einen Stummfilm, aber bis heute verstehen ihn alle Zuschauer – egal, welche Hautfarbe sie besitzen oder welche Sprache sie sprechen.

Dieser Film wurde zum Dokument Nummer 379 während der Nürnberger Prozesse 1945. Einige Teile dieses Filmes kann man in einem Videodokument im Museum von Lidice sehen.

Lidice vor dem Krieg und danach

Das Schicksal der Einwohner von Lidice…

K. H. Frank erließ an jenem Schicksalstag den Befehl, die 173 Männer von Lidice im Garten des Horak-Gutes zu erschießen.

Die Frauen und die Kinder wurden in die Turnhalle des jetzigen Gymnasiums im Ort Kladno gebracht. Nach 3 Tagen wurden die Kinder von den Müttern gewaltsam getrennt. Einige Kinder wurden für die Germanisierung ausgewählt, die anderen wurden in das Vernichtungslager im polnischen Chelmnö am Nerr geschickt und dort vergast. Die Frauen mussten im Konzentrationslager Ravensbrück um ihr Überleben kämpfen.

Die Vernichtung des Dorfes Lidice…

Neben der physischen Vernichtung der Dorfbewohner in KZ-Lagern wollten die Nazis das Dorf selbst auch auslöschen. Die Häuser wurden zuerst verbrannt und dann mit Hilfe von Sprengstoff völlig zerstört. Auch die St.-Martin-Kirche und der Friedhof wurden vernichtet.

Die Terrainherrichtung wurde im Jahre 1943 beendet und an der Stelle des Dorfes blieb nur ein nacktes Brachfeld zurück. Bis zum Ende des Krieges war der Zutritt zu diesem Gelände verboten.

Das Gebäude des Gymnasiums in Kladno

Die vor dem Gymnasium stehende Statue „Die Mutter aus Lidice“ von Marie Uchytil erinnert daran, an welchem Ort die Lidicer Kinder von ihren Müttern getrennt wurden.

Der Birnenbaum von Lidice

Bei der Zerstörung der Kirche wurde die Krone des Birnenbaumes abgebrochen. Trotzdem überlebte der Baum und ist noch heute fruchtbar. Der Lidicer Birnenbaum, der einzige Baum, der die Tragödie überlebte, wurde 2007 offiziell unter Denkmalschutz gestellt.

Die Geschichte des Rosengartens

Der Vorsitzende des Vereines „Lidice wird leben“ und Abgeordnete des britischen Parlaments Dr. Barnett Stross gab am 10. Juni 1954 den Anstoß, in Lidice einen Rosengarten anzulegen. Dieser Vorschlag wurde im Juni 1955 in die Tat umgesetzt.

Der Rosengarten befindet sich zwischen dem damaligen und dem neuen Dorf. Er umfasst eine Fläche von 3,5 ha und senkt sich gegen Süden zu der Grabstelle der erschossenen Lidicer Männer. Derzeit gibt es in diesem Garten 213 Rosensorten und mehr als 24.000 Rosenstöcke. Die Rosenstöcke für den Rosengarten der Freundschaft und des Friedens sind die Geschenke vieler Länder aus der ganzen Welt.

Wo sind die Kinder aus Lidice?

Einige Staaten und internationale Organisationen fahndeten in den ersten drei Nachkriegsjahren nach den Kindern. Berichte über die gesuchten Kinder wurden in Europa im Radio gesendet, in Zeitungen veröffentlicht und auf den Wänden der Ämter ausgehängt.

Die Situation war damals unübersichtlich. Das Fahndungsteam war aber erfolgreich. Die Archive und persönliche Erinnerungen konnten zur Aufklärung beitragen. In der Ausstellung kann man authentische Erzählungen der damaligen, zur Germanisierung bestimmten Lidicer Kinder hören.

Erinnerungskultur

Manche Orte auf der Welt wurden nach dem 10. Juni 1942 „Lidice“ genannt, um die dauerhafte Erinnerung an die Vernichtung des Dorfes und die Qual der Einwohner zu erhalten.